Seit einem Jahr darf ich Anna, 17 Jahre alt – ein Mädchen mit besonderen Bedürfnissen, in ihrer Freizeit zur Seite stehen. Fast täglich, wenn Zeit und Wetter es erlauben, besuchen wir den Friedhof. Annas Oma ist im Vorjahr unerwartet gestorben. Ein schmerzvoller Verlust. Die geliebte Oma war ein wichtiger Lebensmittelpunkt von früher Kindheit an. Bei unserem ersten gemeinsamen Spaziergang fragte Anna mich, ob wir zur Oma gehen. Zugegeben, mein erster profaner Gedanke war, dass Anna zum ehemaligen Haus der Oma wolle. Mit einem Lachen korrigierte sie mich: „Nein, dort ist doch die Oma nicht mehr.“ Selbstverständlich wollte Anna ihre Oma im Friedhof besuchen. Zielstrebig fuhr sie mit ihrem Roller zum Grab und ich beobachtete erstaunt, wie Anna die Oma begrüßte und ein lebhaftes Gespräch begann; ihre Art der Trauerbewältigung.
Ich war und bin beeindruckt! Anna ist eine Zeugin der Auferstehung. Mit kindlichem Vertrauen hat sie verstanden, was unsere christliche Hoffnung und unser Glaube ist. „Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat.“ (Joh 3,16). Jesus hat die Sündenschuld der Menschheit auf sich genommen. Durch seinen Opfertod am Kreuz hat er die Menschen mit Gott versöhnt. Durch Jesus Christus wird der Tod zum Durchgang in den Himmel für alle, die ihn lieben und ihr Leben nach seinen Geboten ausrichten.
Der verstorbene Leib der Oma hat im Grab die letzte Ruhestätte gefunden, aber ihre gute Seele lebt bei Gott, dort wo es „keinen Tod, keine Trauer, keine Klage und keine Mühsal mehr gibt“ (Offb 21,4). „In der Liebe bleiben wir über den Tod hinaus miteinander verbunden.“ Das kann man sehr gut von Anna lernen.
Bei unserem Gang durch den Friedhof lesen wir auch die Sprüche auf den Grabsteinen: „Ruhet in Frieden“, „Unvergesslich“ „Mein Jesus Barmherzigkeit“ und R.I.P. – Requiescat in pace (Ruhe in Frieden) sind oft verwendete Grabinschriften. Ebenso: „Auf Wiedersehen“, „Ruhet sanft“, „Der Glaube gibt uns Trost“ … und viele weitere Glaubens- und Hoffnungsbezeugungen. Gut gefallen hat uns der Spruch: „Bet´ ein Vater unser du für mich, ich bitt´ im Himmel dann für dich“. – Nehmen wir es wörtlich! Jedes Gebet hilft einer Seele, die auf Erlösung wartet, in den Himmel hinein, wo sie Gottes Herrlichkeit von Angesicht zu Angesicht schauen darf.
Denken wir daran, wenn wir in der Zeit um Allerheiligen und Allerseelen die liebevoll geschmückten Gräber unserer Verstorbenen aufsuchen und das Andenken an sie lebendig halten.
„Alles ist mit Allem verbunden“, liest Anna. Wir sind wieder zu Besuch bei der lieben Oma und Anna erzählt und lacht. Der Himmel muss sehr nahe sein. – „Tschüss Oma, bis bald!“
Gabi
Details zur Friedhofinventur St. Andrä werden auf der
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