Andau

Tadten

St. Andrä

Alles hat seine Zeit: Das Leben hat seine Zeit, der Tod hat seine Zeit.

Nicht umsonst habe ich diese Zeilen als Abwandlung eines Bibelzitates für meinen Beitrag gewählt.
Die Tage im künstlichen Koma, in den diversen Intensivstationen und Krankenhäusern am Rande des Sterbens haben meine Gedanken, ja mein Leben, grundsätzlich verändert. Ich habe noch nie in der langen Zeit, in der ich für unsere Homepages und unsere Zeitschriften (beginnend mit dem „Dreiturmecho“) schreibe, über meine eigenen Empfindungen geschrieben. Ich habe immer versucht, meine Gedanken so zu Papier zu bringen, dass sie nicht meinen psychischen oder physischen Zustand wiedergeben.
Nur jetzt muss ich über mich, über meine Gefühle und Sehnsüchte schreiben, da mir bewusst geworden ist, und zwar sehr stark, dass der Tod nicht mehr fern ist. Alles hat seine Zeit …
Ich sehe die Welt mit ganz anderen Augen, als noch vor etwa einem Jahr. Ich schaue auf meinen Apfelbaum und denke: Werde ich seine Blüten überhaupt noch sehen und, wenn ich Glück habe, werde ich diese Äpfel noch essen können. Wenn ich meinen Teich sehe, kommt unwillkürlich der Gedanke, ob ich im Frühjahr oder im Sommer noch die Frösche hören kann, die mich in den Nächten in den Schlaf gequakt haben? Werde ich noch mit meiner Frau spazieren gehen können in der prallen Sonne unserer pannonischen Sommer? Jetzt aber ist die Zeit gekommen, dieses „menschliche“ Leben so zu leben, dass alles seine Sinnhaftigkeit hat. Alles hat seine Zeit …
Dennoch denke ich, dass die verbleibende Zeit immer kürzer wird, dass der Tod nicht mehr weit ist. Was erwartet mich? Ist es Gott, der Herr, der mich empfangen wird und vielleicht sagt: „Komm in mein Haus, du warst ein getreuer und guter Diener. Ich will dich neben mir haben“. Oder wird er sagen: „Du ungetreuer und böser Knecht. Du bist nicht würdig bei mir zu sein. Dir gebührt die ewige Verdammnis“: Alles hat seine Zeit …
Auch die Vergangenheit beginnt meine Gedanken zu beschäftigen. Es ist ja ganz natürlich, dass man angesichts eines nahenden Endes sein Gewissen erforscht und befragt, ob viele Dinge des Lebens schief gelaufen sind ober ob vielleicht doch auch sinnvolle Ergebnisse des Lebens zu verzeichnen sind. Auch stelle ich mir immer die Frage, wie ich mich vor einem ewigen Gericht, vor Gott, zu verhalten habe. Es ist mir schon klar, dass ich Gott nicht täuschen kann – denn er ist die Wahrheit. Also habe ich auch meine Wahrheit darzustellen, darf keinen Täuschungen unterliegen.
Ich weiß nicht, wie die Ewigkeit sein wird. Aber eines habe ich: unbegrenztes Vertrauen in den ewigen Vater, Vertrauen, dass er meine Handlungen gerecht beurteilen wird und in seiner unendlichen Liebe auch mir eröffnet, dass ich in die göttliche Ewigkeit eingehen kann.

Alles hat seine Zeit: Das Leben hat seine Zeit, der Tod hat seine Zeit.

ek