SR Heideboden Name red 2

Andau

Tadten

St. Andrä

Wohin gehst du Welt?! – Auch „Nicht-Lateinern“ ist dieser Ausspruch „Quo vadis!“ aus der Bibel zu einer allumfassenden Metapher geworden. Eine Metapher durch die zum Ausdruck kommen soll, dass man an einem Scheideweg steht. Und wenn ich so einen Blick in diese unsere Welt werfe, dann merke ich, dass sich die gegenwärtige Situation wie ein Scheideweg darstellt. Man könnte meinen, Gott hat sich gegen uns gewandt.

Eine Vielzahl an Baustellen hat sich aufgetan. Seien es die vielen Kriege, jene die ständig über die Medien kommuniziert werden oder jene die still und fast unbemerkt ausgetragen werden, seien es die Veränderungen in der Gesellschaft, die Machtspiele der neuen Diktatoren in der Welt, das Auftreten einer weltweiten Pandemie, die Verschiebung von Werten, der Verlust der Menschenwürde,… oder Vieles mehr.

All das sind Faktoren, die die Welt ins Wanken bringen. Und oft habe ich das Gefühl, wir schauen scheinbar ohnmächtig zu. Nicht mehr Viele haben den Mut, das Wort dagegen zu erheben, weil sie Angst haben unter die Räder zu kommen. Nicht mehr Viele trauen sich etwas zu hinterfragen. Alles wird einem vorgegeben und ohne kritische Betrachtung wird getan, was angeschafft wurde.

Viele können mit den Begriffen „Werte“ und „Menschenwürde“ kaum mehr etwas anfangen. Sei es, dass man das Eigentum seiner Mitmenschen mutwillig zerstört, weil keiner Respekt vor dem Anderen hat oder sei es, dass man sein Gegenüber öffentlich anpatzt, nur um selber besser dazustehen. Oder die Häufung der Femizide. Zählt das Leben eines Menschen nichts mehr?

Das Wort WIR wird immer mehr zur Seite geschoben und durch ein ICH ersetzt. Dabei wäre es so nötig, dass wir einander unterstützen und helfen. So wie wir als Erwachsene es vorleben, so übernehmen es auch unsere Kinder. Und in jeder Generation geht ein kleines Stück mehr verloren.

Und hier hadere auch ich als Kleriker, oft mit unserem Gott und stelle ihm die Frage: „Quo vadis Welt?“. Warum lässt Gott es zu, dass die Welt derzeit ist, wie sie ist?

Doch vielleicht knüpfen wir an unseren Glauben hier auch falsche Erwartungen. Gott hat uns unseren Glauben nicht ins Herz gegeben, damit wir es leichter haben, damit wir vor allerlei Unglück bewahrt bleiben, damit es uns gut geht. Im Gegenteil: Wir haben unseren Glauben, damit wir auch die Prüfungen und das Leid und den Tod verkraften können. Wir haben den Glauben, damit wir den Überblick bewahren, und zwar über die Wünsche und Sorgen und Nöte dieses Lebens hinaus.

In diesem Glauben kann ein Apostel Paulus vertrauen, dass Gott für uns ist, weil er sich ganz auf unsere Seite gestellt hat. Die Auferstehung Christi ist auch für uns das Schlüsselereignis, das unserem Leben und unserem Sterben einen neuen Sinn, eine neue Richtung gibt. Darin dürfen wir erkennen, dass Gott für uns ist – trotz allem, trotz Unglück, Leid und Tod.

Und wenn wir bald das Osterfest feiern, dann soll es uns Mut und Kraft geben, damit wir unsere Welt wieder zu einem friedlichen Wohnort machen, auf dem der Mensch in seiner Würde geachtet wird und die Wiederholung der Geschichte keine Chance hat. Damit im Kreuz Heil und Hoffnung ist und neues Leben hervorgeht.

Entscheidend ist unser Glaube – wie bei Paulus. Entscheidend ist unser Vertrauen – wie bei Abraham. Auch wenn wir es oft nicht verstehen, warum Gott so etwas zulässt. Trotzdem vertrauen wir. Gott wird alles gut machen.

Diakon Andreas