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Andau

Tadten

St. Andrä

Kategorie: Einfach zum Nachdenken

Abschied und Willkommen

Das Jahr 2021 hat sich verabschiedet. Vielen wird es vor allem durch die coronabedingten Einschränkungen in Erinnerung bleiben. Da hat sich Unzufriedenheit breitgemacht und eine Menge Frust aufgestaut. Unzufriedenheits- und Unmutsäußerungen begleiteten fast jedes Gespräch. Natürlich gab es zahlreiche Menschen, die wirklich zu leiden hatten: die Kranken, die Einsamen, diejenigen, die den Tod eines Angehörigen oder Freundes zu beklagen hatten, das an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit stoßende medizinische und Pflegepersonal, die anonymen kleinen Gewerbetreibenden, die durch die Lockdowns auf der Strecke blieben, die Arbeitslosen, alle, jung oder alt, die mit ihren geänderten Lebensumständen nicht zurecht kamen und in Depression abglitten usw. Es hat den Anschein, dass wir froh sein müssen, dass dieses unsäglich schwierige Jahr, das uns so viel an Lasten und Leid auferlegt hat, endlich vorbei ist. Wenn uns jedoch nicht vom allzu Offensichtlichen beeinflussen lassen und genauer nachdenken, entdecken wir auch Positives im vergangenen Jahr: Wir sind noch einmal davongekommen! Trotz aller Widrigkeiten haben wir dieses Jahr überstanden, wenn auch vielleicht mit kleinen Blessuren. Wir leben noch – und das immer noch viel angenehmer als viele Menschen in anderen Erdteilen, die unter Hunger, Gewalt, Krieg zu leiden haben, die auf der Flucht vor menschenverachtenden Regimen sind, die sie an Leib und Leben bedrohten.

Wir sollten uns nicht beklagen, weil wir von uns ersehnte Reisen nicht unternehmen konnten, weil große Feiern untersagt waren, weil wir Masken tragen mussten. Wir sollten lieber dankbar sein, dass trotz der Pandemie vieles möglich war. Alles für das Leben Notwendige war immer vorhanden. Die mangelnden persönlichen Kontakte konnten wir mit dem Internet oder zumindest mit dem Handy überbrücken. Wir konnten lesen, fernsehen, basteln, spazieren gehen, sogar, wenn auch eingeschränkt, Sport betreiben.

Ich meine, wir sollen wirklich danke sagen für alles, was wir als so selbstverständlich ansehen, und für die kleinen Freuden, die uns das Jahr 2021 geschenkt hat!

 

Begrüßen wir das neue Jahr, blicken wir ihm voll Erwartung, nicht ängstlich sondern zuversichtlich entgegen. Was es bringen wird ist nur die Basis, es liegt an uns, die vor uns liegende Zeit zu gestalten!

1. Jänner 2022 ame

„Machen wir uns gemeinsam auf den Weg“

Im Jahr 2023 wird in Rom eine Bischofssynode zum Thema „Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Teilhabe und Sendung“ stattfinden. Österreichs Bischöfe haben in einer gemeinsamen Erklärung dazu aufgerufen, sich am weltkirchlichen synodalen Prozess zu beteiligen (Wort „Synode“ kommt aus dem Griechischen und heißt: gemeinsam gehen).
Frei nach dem Bibelzitat „Was willst du, dass ich dir tue?“ (Lk 18,41) sind alle Menschen des Burgenlandes dazu aufgerufen, gemeinsam mit der Kirche am Weg der Entwicklung mitzuwirken und sich Gedanken zu machen über die Fragen:
Was brauchst du, Burgenland?Was kann die Kirche dazu beitragen?Warum könnte das Burgenland derzeit auch gut ohne die Kirche leben?
„Machen wir uns gemeinsam auf den Weg“ (martinus.at)
„Brauchst DU die Kirche? Wann? Wo? Wozu? – Würde DIR was fehlen, gäbe es die Kirche in unserem Land nicht?“
Diese Frage stellte ich (15- bis 19-jährigen) Schülerinnen und Schülern im Religionsunterricht.Die Antworten waren ernüchternd, aber nicht überraschend (und wären bei Erwachsenen wahrscheinlich nicht viel anders ausgefallen). Die Anknüpfungspunkte der Kirche zum Leben der Jugendlichen beschränken sich meist auf:
Weihnachten, Ostern, Allerheiligen/Allerseelen, Erntedankfest, Fronleichnamsprozessionen Taufe, Erstkommunion, Firmung, Heiraten, Sterben/Begräbnis
Brauchen wir „die Kirche“ nur als Erhalter und Veranstalter, als Verschönerungsverein von (kirchlichen) Festen, Bräuchen und Traditionen?
Hat „die Kirche“ in unserer Gesellschaft, auch bei Christen, jegliche Relevanz zur persönlichen Meinungsbildung in gesellschaftlichen und politischen Fragen verloren?
Wie kommt es bei mir als Christ zur Meinungsbildung zu Themen wie Migration, Asyl, Gleichberechtigung (Geschlecht, Religion, Ethnie, LGBTQ, …), Umweltschutz, Corona-Impfung, soziale Gerechtigkeit usw.?
Wer oder was ist eigentlich „die Kirche“?
In der Dogmatischen Konstitution „Lumen gentium“ des Zweiten Vatikanischen Konzils wird Kirche als die Gemeinschaft der Gläubigen, als „Volk Gottes“ auf dem Weg durch die Zeit definiert.Die Frage „Was kann die Kirche dazu beitragen?“ müsste demnach heißen: „Was können wir, was kann ich dazu beitragen?“
Übrigens die Antwort einer Schülerin auf die Frage „Wozu brauchst DU die Kirche?“ lautete: Gemeinschaft (er)leben.
Diese Schülerin dürfte schon auf einem guten Weg sein.
1. November 2021
Martin Haas

Glaube, Gott und die Welt

Eines Tages stellte ich fest, dass mein Armband, das ich von meinen Kindern zum Muttertag geschenkt bekommen habe, fehlte. Ich suchte es in allen Winkeln unseres Hauses und im Garten, aber es blieb unauffindbar – wahrscheinlich habe ich es während der Gartenarbeit verloren. Dieses Armband war mir wichtig, nicht nur weil es ein Geschenk meiner Kinder war, sondern weil ich mich daran gewöhnt hatte, es öfters am Tag berührte und dabei an sie dachte. Nun war es nicht mehr da und mir fehlte etwas.

Wie oft kommt es im Leben vor, dass wir erst dann etwas vermissen, wenn es nicht mehr da ist – und zuvor haben wir es wenig, oder gar nicht beachtet. Materielle Dinge sind ersetzbar, aber wenn die Gesundheit fehlt, ist das ein viel stärkerer Einschnitt in unser Leben. Wir verschwenden keinen Gedanken daran, wenn es uns gut geht – die Gesundheit erachten wir meist als selbstverständlich.

Auch das Singen im Chor war fast schon zur Routine geworden, aber manchmal musste ich mich überwinden nach einem anstrengenden Arbeitstag zur Probe zu gehen. Doch während des gemeinsamen Gesanges hat sich der Stress gelegt und viele Probleme von selber gelöst. Man sagt ja: „Singen ist Balsam für die Seele“, oder „wer singt betet doppelt“. Und heute muss ich mir eingestehen, wie sehr ich dieses gemeinsame Singen und meine Chorfreunde vermisse.

Wenn etwas fehlt ist es nicht ganz, es ist nicht komplett, es klafft ein Loch, es bleibt eine Wunde. Was ist wenn der Glaube fehlt – der Glaube an Gott? In einem Gespräch hat mir jemand gesagt, dass der Glaube an Gott nur etwas für alte Menschen sei, quasi eine Beruhigungspille: „Wenn du stirbst wartet Gott im Himmel auf dich.“ Heißt das, um zu glauben muss man alt sein? Ist für junge Menschen der Glaube, der Besuch des

Gottesdienstes uncool? Junge Menschen gehen in Konzerte, um ihre IdoIe zu sehen und live zu erleben. Was ist in der Kirche anders? Muss sie attraktiver, aktionsreicher für die Jugendlichen werden? Für mich ist die Kirche ein Kraftplatz – meine Energiequelle. Interessant ist auch, dass viele Manager, aber auch junge Menschen nach einem Burnout, die Auszeit in einem Kloster für sich entdecken und dort bewusst die Ruhe und das Spirituelle suchen.

Ich denke, der Samen des Göttlichen ist in jedem von uns eingepflanzt. Beim Einen trägt er früher Früchte – beim Anderen später. Gott ist wie ein Gärtner, der nicht aufgibt. Er pflegt den Samen mit Sorgfalt, versorgt das zarte Pflänzchen mit Hingabe, sieht ihm beim Wachsen zu, beschützt und umhegt es liebevoll und geduldig. Er gibt uns nicht auf, so wie der Vater beim Gleichnis mit dem verlorenen Sohn. Einer der Söhne wollte die Welt sehen, sein Leben genießen bis er feststellen musste, dass ihn seine „Freunde“ verlassen hatten, als ihm das Geld ausgegangen war. Er kam zur Einsicht, dass es den Dienern im Hause seines Vaters besser erging, als ihm in dieser Situation, und er beschloss nach Hause zurückzukehren. Dort wurde er vom Vater mit offenen Armen, ja sogar mit einem Fest empfangen. Er hat begriffen, dass die Liebe seines Vaters niemals endet und er immer einen Platz in seinem Elternhaus haben wird.

Verlorengehen und Wiederfinden – Güte und Barmherzigkeit – Glaube und Vertrauen, fallen mir zu diesem Gleichnis ein.

Passt der Glaube an Gott noch in unser Weltbild? Ich meine ja, denn wenn ich die Welt um mich herum betrachte, die Natur, die Tiere, die Menschen – ist für mich offensichtlich, dass da nur eine höhere Macht im Spiel sein kann! Ich nenne sie Gott – und wie nennst du sie?

Mittlerweile habe ich zwei Armbänder von meinen Lieben geschenkt bekommen, eines mit einem Kreuz, ein zweites mit einem Herz – „Glaube und Liebe,“ wie wunderbar.

Ich habe sie an meinem Handgelenk und trage somit meinen Glauben, meine Liebe, in die Welt, und wenn ich dann noch in der Gemeinschaft singen darf, ist für mich alles perfekt.

Glaube, Gott, die Welt und wir – untrennbar miteinander verschmolzen – wie ein Regenbogen der sich vom Himmel auf die Erde spannt.

Christus, der Retter ist geboren

Freut euch, der Retter ist uns geboren! Damals, wie heute, lebten viele Menschen in Angst und Sorge: Was erwarteten sie sich vom Retter – was erwarten wir uns heute?

Kann uns das kleine Kind in der Krippe retten – vor dem Virus, vor der Angst in uns, vor der Ungewissheit?

Jesus ist auf die Welt gekommen, um uns Heil, Freude und Frieden zu bringen, damals und heute. Auch, wenn die Weihnachtsfeiertage heuer ganz anders ablaufen werden als wir gewohnt sind und der Besuch der Messfeiern nur beschränkt möglich ist, lassen wir uns nicht entmutigen. Nehmen wir ganz bewusst an einer Messfeier teil, spüren wir dabei um so mehr die Nähe Jesu.

Besuchen wir das Jesuskind in der Krippe und sprechen dabei ein stilles Gebet. Lassen wir uns anstecken von seinem Frieden und der Botschaft der Liebe. Nehmen wir dieses Leuchten, diese Freude, diese Liebe mit nach Hause in unsere Stuben, in der Gewissheit, Jesus ist bei uns in der Stille der Heiligen Nacht. Spüren wir ihn in der Freude der Kinder und in den Herzen unserer Familien.

Gesegnete Weihnachten – freut euch, der Retter ist uns geboren.