Andau

Tadten

St. Andrä

Kategorie: Einfach zum Nachdenken

Die Macht der Stimme – Wer verleiht meiner Stimme Macht?

Jeder Mensch hat eine unverwechselbare Stimme. Ihr Klang ist einzigartig und sogar das Baby im Mutterleib kann die Stimme der Mutter von anderen unterscheiden. Jedoch verändert sich die Stimme, je nachdem ob wir fröhlich oder traurig sind. Sie wird zittrig wenn wir Angst haben und manchmal versagt die Stimme, oder wird brüchig wenn uns etwas bedrückt.
Die Stimme ist auch ein Instrument – zum Beispiel, wenn wir Singen. Gesang berührt die Herzen und wirkt stärker als das gesprochene Wort. Gesang und Musik verstehen alle Menschen, egal in welcher Sprache sie Ausdruck finden, denn in der Musik schwingen Emotionen mit, die berühren. Ein Zitat von Victor Hugo lautet: „Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist“.

Früher, als die Menschen noch nicht lesen konnten, war die Sprache ein wichtiges Instrument um Traditionen, Familiengeschichten und Erlebnisse weitergeben zu können. Jesu Worte und Predigten wurden auch zuerst mündlich überliefert, bevor die Evangelisten sie zu Papier brachten.
​ Wenn uns ein lieber Freund, eine liebe Freundin nach langer Zeit anruft, sagen wir meist: „Schön, deine Stimme wieder zu hören“. Unsere Stimme verleiht uns die Kraft, etwas in Worten auszudrücken. Schöne, liebliche, aber auch manchmal harte oder verletzende Worte. Ein ausgesprochenes Wort kann man nicht mehr zurücknehmen. Manchmal ist es aber notwendig unliebsame Worte auszusprechen, wenn Unrecht oder Willkür von sogenannten „Machtträgern“ ausgeübt wird. Oft sind sie sich der Folgen ihrer Handlungen nicht bewusst, oder schlimmer noch, sie wissen es und handeln trotzdem genau so. Und NEIN, dazu möchte ich nicht schweigen! Ich möchte jenen meine Stimme leihen, die unterdrückt werden und deren Stimme vor Sorge stumm geworden ist. Jenen die schweigend die Ungerechtigkeit und ihren Kummer in die Welt hinausschreien wollen. Ich denke an das Bild des Malers Edvard Munch. Es heisst: „Der Schrei“ und zeigt eine Figur mit weit offenem Mund und verängstigtem Gesichtsausdruck. Wenn man dieses Bild betrachtet, kann man den Aufschrei dieses Menschen fast hören.

Ich möchte das sagen dürfen, was mich bekümmert, was mein Herz schwer macht, auch wenn ich mich in gewissen Kreisen damit unbeliebt mache. Was ich damit bewirken kann? Vielleicht sind meine Worte ein Denkanstoß, das wäre schon viel für mich. Wenn ich schweige, bestärke ich jene, die ihre Macht ausüben oder gar missbrauchen. Manche Dinge kann ich nicht ändern, ich muss sie akzeptieren, so, wie sie sind. Aber muss ich sie schweigend hinnehmen?
Ich möchte nicht zu allem schweigen, sondern meine Stimme dann erheben, wenn mir mein Herz sagt, dass es notwendig und wichtig ist, denn dafür hat Gott mir eine Stimme gegeben.

Romy Hafner, September 2022


Dankbarkeit


Ich bin der tiefsten Überzeugung, dass in aller echten menschlichen Hilfe und Verlässlichkeit Gottes eigene Wirklichkeit am Werk ist. Unsere Antwort darauf: DANKBARKEIT. Dankbarkeit ist in vertiefter Form einer der wichtigsten Aspekte des menschlichen Lebens. Im Lob Gottes drückt sich diese Dankbarkeit aus. Wer dankt, der kann von seinem „EGO“ absehen. Wer dankt, der hat begriffen, dass das Leben selbst ein Geschenk ist. Dankbarkeit heißt sensibel zu bleiben für all die Nicht-Selbstverständlichkeiten im Leben. „Ein dankbarer Mensch ist ein Optimist, der dem Leben gegenüber positiv eingestellt ist, da er sich auf die schönen Dinge im Leben konzentriert. Dadurch lassen sich auch negative Dinge gelassener hinnehmen“ (Barbara Stöckl).
Dankbarkeit ist BALSAM für die Seele. Nimm dir bitte etwas Zeit, um darüber nachzudenken, wofür du in deinem Leben dankbar bist! Das beste Medium aller Menschwerdung ist das DU. Danke für dein DU.

Euer Pfarrer Dr. Peter Okeke

Aufbrechen

Aufbrechen

Na, freut Ihr Euch schon auf den (Sommer) Urlaub?

Wohin geht die Reise? Welche Ziele sind möglich?

Was packe ich alles in den Koffer ein? Auf was kann ich im Urlaub verzichten? Brauche ich tatsächlich 5 Bücher/Woche mit?

Auf welche Gewohnheiten kann ich verzichten? Muss es wirklich ein Wiener Schnitzel am Meer sein?

Was brauche ich wirklich zum Wohlfühlen?

Oft reisen wir mit schwerem Gepäck, dabei verhindert der Druck, die 5 Bücher zu lesen, dass ich den Blick in die Landschaft am Urlaubsort schweifen lasse oder in Ruhe einen Kaffee trinke oder gar in einer kleinen Kapelle bete…

Wenn wir etwas zurück lassen, werden wir mit Neuentdeckungen reich beschenkt! Ganz sicher!

Wir brechen aber nicht nur in den Urlaub auf….

Wenn man einen Menschen kennenlernt, ist es ein Aufbruch zu möglichen gemeinsamen Zielen, auch wenn es bedeutet, auf Gewohnheiten zu verzichten, um ein neues Miteinander möglich zu machen; wenn Kinder auf die Welt kommen bricht die Beziehung zu neuen Ebenen auf, wenn ein Arbeitsplatzwechsel ansteht…

Letztlich war die Zeit der Pandemie auch ein Aufbruch in´s Unbekannte:

Wir haben gelernt, dass wir doch auf Vieles verzichten können, haben Gewohnheiten verändert und dadurch manch Neues vor der eigenen Tür entdeckt, das wir bisher übersehen haben und wurden oft reich beschenkt.

Aufbrechen verunsichert, ganz klar.

Aber auf eines brauchen wir nicht verzichten, es nimmt uns keinen Platz im Gepäck weg:

Seit der Taufe können wir uns darauf verlassen, dass Gott mit uns geht, wir sind seine geliebten Kinder, die Er nicht vergisst.

Gertrud Nemeth

Komm herab, o Heiliger Geist

Komm, der alle Armen liebt, komm, der gute Gaben gibt, komm, der jedes Herz erhellt.

Höchster Tröster in der Zeit, Gast, der Herz und Sinn erfreut, köstlich Labsal in der Not,

in der Unrast schenkst Du Ruh, hauchst in Hitze Kühlung zu, spendest Trost in Leid und Tod.

Komm, o Du glückselig Licht, fülle Herz und Angesicht, dring bis auf der Seele Grund.

Ohne Dein lebendig Wehn, kann im Menschen nichts bestehn, kann nichts heil sein noch gesund.

Was befleckt ist, wasche rein, Dürrem gieße Leben ein, heile Du, wo Krankheit quält.

Was befleckt ist, wasche rein, Dürrem gieße Leben ein, heile Du, wo Krankheit quält.

Wärme Du, was kalt uns hart, löse, was in sich erstarrt, lenke, was den Weg verfehlt.

Gib dem Volk, das Dir vertraut, das auf Deine Hilfe baut, Deine Gaben zum Geleit.

Lass in der Zeit bestehn, Deines Heils Vollendung sehn, und der Freuden Ewigkeit.

Zum Nachdenken:

Ich habe selbst die Pfingstsequenz noch nie so bewusst „gehört“, wie jetzt, als ich sie abschrieb.

Vielleicht ist das ja eine Idee auch für Euch – in einer ruhigen Minute immer wieder ein paar Zeilen abzuschreiben und so zu verinnerlichen.

Dieses Gebet berührt mich immer wieder, vor allem bei Aufbrüchen.

Wir gestalten mit dieser Homepage den Medienauftritt unserer drei Pfarren neu, wir können uns endlich wieder in der begeisterten Vielfalt der Menschen unserer drei Pfarren treffen und wieder gemeinsame Aktivitäten gestalten, wieder mehr zusammenwachsen…

Was gibt es bei Euch Neues?

„Ich weiß zwar nicht, wie der Heilige Geist genau aussieht, aber ich spüre immer wieder seine Kraft und diese Kraft wünsche ich den Firmlingen“. So hat Pater Karl Schauer die Predigt zur Firmung in Andau vor drei Jahren begonnen.

Diese Kraft wünsche ich uns, den Mut zum Aufbruch, zum Durchhalten, im Endspurt vor einem Ziel, nach dem wir Sehnsucht haben… in unserer begeisterten Vielfalt auch im Seelsorgeraum.

Gertrud Nemeth

Glaube, Gott und die Welt

Eines Tages stellte ich fest, dass mein Armband, das ich von meinen Kindern zum Muttertag geschenkt bekommen habe, fehlte. Ich suchte es in allen Winkeln unseres Hauses und im Garten, aber es blieb unauffindbar – wahrscheinlich habe ich es während der Gartenarbeit verloren. Dieses Armband war mir wichtig, nicht nur weil es ein Geschenk meiner Kinder war, sondern weil ich mich daran gewöhnt hatte, es öfters am Tag berührte und dabei an sie dachte. Nun war es nicht mehr da und mir fehlte etwas.

Wie oft kommt es im Leben vor, dass wir erst dann etwas vermissen, wenn es nicht mehr da ist – und zuvor haben wir es wenig, oder gar nicht beachtet. Materielle Dinge sind ersetzbar, aber wenn die Gesundheit fehlt, ist das ein viel stärkerer Einschnitt in unser Leben. Wir verschwenden keinen Gedanken daran, wenn es uns gut geht – die Gesundheit erachten wir meist als selbstverständlich.

Auch das Singen im Chor war fast schon zur Routine geworden, aber manchmal musste ich mich überwinden nach einem anstrengenden Arbeitstag zur Probe zu gehen. Doch während des gemeinsamen Gesanges hat sich der Stress gelegt und viele Probleme von selber gelöst. Man sagt ja: „Singen ist Balsam für die Seele“, oder „wer singt betet doppelt“. Und heute muss ich mir eingestehen, wie sehr ich dieses gemeinsame Singen und meine Chorfreunde vermisse.

Wenn etwas fehlt ist es nicht ganz, es ist nicht komplett, es klafft ein Loch, es bleibt eine Wunde. Was ist wenn der Glaube fehlt – der Glaube an Gott? In einem Gespräch hat mir jemand gesagt, dass der Glaube an Gott nur etwas für alte Menschen sei, quasi eine Beruhigungspille: „Wenn du stirbst wartet Gott im Himmel auf dich.“ Heißt das, um zu glauben muss man alt sein? Ist für junge Menschen der Glaube, der Besuch des

Gottesdienstes uncool? Junge Menschen gehen in Konzerte, um ihre IdoIe zu sehen und live zu erleben. Was ist in der Kirche anders? Muss sie attraktiver, aktionsreicher für die Jugendlichen werden? Für mich ist die Kirche ein Kraftplatz – meine Energiequelle. Interessant ist auch, dass viele Manager, aber auch junge Menschen nach einem Burnout, die Auszeit in einem Kloster für sich entdecken und dort bewusst die Ruhe und das Spirituelle suchen.

Ich denke, der Samen des Göttlichen ist in jedem von uns eingepflanzt. Beim Einen trägt er früher Früchte – beim Anderen später. Gott ist wie ein Gärtner, der nicht aufgibt. Er pflegt den Samen mit Sorgfalt, versorgt das zarte Pflänzchen mit Hingabe, sieht ihm beim Wachsen zu, beschützt und umhegt es liebevoll und geduldig. Er gibt uns nicht auf, so wie der Vater beim Gleichnis mit dem verlorenen Sohn. Einer der Söhne wollte die Welt sehen, sein Leben genießen bis er feststellen musste, dass ihn seine „Freunde“ verlassen hatten, als ihm das Geld ausgegangen war. Er kam zur Einsicht, dass es den Dienern im Hause seines Vaters besser erging, als ihm in dieser Situation, und er beschloss nach Hause zurückzukehren. Dort wurde er vom Vater mit offenen Armen, ja sogar mit einem Fest empfangen. Er hat begriffen, dass die Liebe seines Vaters niemals endet und er immer einen Platz in seinem Elternhaus haben wird.

Verlorengehen und Wiederfinden – Güte und Barmherzigkeit – Glaube und Vertrauen, fallen mir zu diesem Gleichnis ein.

Passt der Glaube an Gott noch in unser Weltbild? Ich meine ja, denn wenn ich die Welt um mich herum betrachte, die Natur, die Tiere, die Menschen – ist für mich offensichtlich, dass da nur eine höhere Macht im Spiel sein kann! Ich nenne sie Gott – und wie nennst du sie?

Mittlerweile habe ich zwei Armbänder von meinen Lieben geschenkt bekommen, eines mit einem Kreuz, ein zweites mit einem Herz – „Glaube und Liebe,“ wie wunderbar.

Ich habe sie an meinem Handgelenk und trage somit meinen Glauben, meine Liebe, in die Welt, und wenn ich dann noch in der Gemeinschaft singen darf, ist für mich alles perfekt.

Glaube, Gott, die Welt und wir – untrennbar miteinander verschmolzen – wie ein Regenbogen der sich vom Himmel auf die Erde spannt.

Romy

Taufe

Durch das Heilige Wasser,

mit dem wir in der Taufe berührt werden,

und dem wärmenden Licht

aus dem Glauben an die Liebe Gottes

kann der Samen der Zusage Gottes,

geliebten Töchter und Söhne zu sein,

wachsen.

Eine kleine Pflanze,

die durch Stürme beim Wachsen immer wieder gebeutelt wird,

zum Blühen erstrahlt,

und doch manchmal verblüht.

Aber selbst im Verblühen

fällt der Same

des Vertrauens in die Liebe Gottes

in gute Erde.

Um immer wieder getränkt von der Erinnerung

an das Wasser der Taufe

im Licht des Vertrauens auf Gottes Wirklichkeit im Leben

neu zu wachsen,

neu zu werden.

Wir dürfen uns also überraschen lassen,

wie Gottes Liebe in uns,

immer wieder neu,

durch unser Handeln

in der Welt als staunenswerte Blumenwiese in aller Vielfalt

blühen kann und so auf Ihn weist.

8. Jänner 2022 gertrud nemeth

Wohin führt der Weg – wohin führt mein Weg?

Vor kurzem hat mir eine liebe Freundin ein Foto von einer Bergwanderung auf mein Handy geschickt. Darauf war eine Almlandschaft mit Herbstblumen und blauem Himmel zu sehen. Diese Jahreszeit lädt dazu ein durch die Natur zu wandern und das herrliche Farbenspiel, welches das bunte Laub derzeit bietet, zu bewundern. Die Landschaft verwandelt sich in ein Kunstgemälde und versetzt mich in Staunen, was der Schöpfer uns zu Füßen gelegt und uns anvertraut hat.

Wenn man zu einer Wanderung aufbricht, hat man normalerweise gutes Schuhwerk, etwas zu trinken und auch Regenschutz mit im Gepäck. Man sollte sich auch die Route vorher ansehen und informieren, wie lange man unterwegs sein wird, um das angestrebte Ziel zu erreichen. So war es auch, als wir im Urlaub in Kärnten eine Route wählten, die uns zu einer Berghütte bringen sollte. Der Wegweiser zeigte uns die Richtung und auch die Dauer der Wanderung an. Voll Tatendrang und guter Laune machten wir uns auf den Weg. Plötzlich endete dieser vor einem kleinen Bach, der sich ca. 4 Meter unter uns durch das Bachbett schlängelte. Es war aber weit und breit keine Brücke in Sicht. Was sollten wir tun? Hinuntersteigen und den Weg am anderen Ufer suchen, oder umkehren und einen anderen Weg einschlagen? Wir befanden uns sozusagen in einer Sackgasse.

Wie oft im Leben ist das auch der Fall, dass wir nicht weiterwissen und uns fragen: „Wie soll mein Lebensweg weitergehen?“ Wo ist der hilfreiche Wegweiser der mir den sicheren Weg zeigt? Kann ich mich darauf verlassen, dass Gott da ist und mir die Richtung vorgibt, die für mich in dieser Situation sinnvoll ist, und will ich diesen, von ihm vorgeschlagenen Weg auch gehen? Möchte ich meinen eigenen Weg einschlagen, egal ob es da Hindernisse zu überwinden gibt, und möchte ich an diesen Hindernissen wachsen? Das sind Fragen, die ich mir immer wieder stelle. Es ist nicht einfach Entscheidungen für sich selbst zu treffen. Fragt man gute Freunde nach ihrem Rat, kann das eine Hilfestellung sein, aber schlussendlich kann uns niemand die Entscheidung abnehmen.

Nun zurück zur Wanderung in Kärnten. Wir haben beschlossen umzukehren und den Forstweg zur Hütte zu nehmen. Dieser war zwar länger, aber wir haben unser Ziel wohlbehalten erreicht. Dieses Erlebnis hat mir gezeigt, dass nicht immer der kürzere, vermeintlich leichtere Weg zum Ziel führt, sondern oft auch Umwege nötig sind.

In England gibt es in vielen Parks sogenannte „mazes“, Irrgärten die mit Hecken begrenzt sind. Diese sind labyrinthförmig angelegt und man muss den Ausgang selber finden. Es ist lustig diese Heckenwege zu durchwandern und zu versuchen, wieder hinauszufinden. Immer wieder kommt man an eine Stelle an der man schon vorher war, oder sogar zum Eingang zurück. Man braucht aber keine Angst zu haben, in diesem Labyrinth gefangen zu sein, denn ein Wächter zeigt dir den Weg hinaus, wenn du nicht mehr weiter findest.

Diese Funktion hat auch Jesus, er ist der Wächter meines und deines Weges und lotst mich und dich aus dem Irrgarten, wenn wir uns darin verloren haben. Denn wohin mein Weg führt, das weiß ich nicht, das weiß nur er.

Und ich gehe meinen Weg und halte Ausschau nach den Wegweisern Gottes.

Romy

Abschied und Willkommen

Das Jahr 2021 hat sich verabschiedet. Vielen wird es vor allem durch die coronabedingten Einschränkungen in Erinnerung bleiben. Da hat sich Unzufriedenheit breitgemacht und eine Menge Frust aufgestaut. Unzufriedenheits- und Unmutsäußerungen begleiteten fast jedes Gespräch. Natürlich gab es zahlreiche Menschen, die wirklich zu leiden hatten: die Kranken, die Einsamen, diejenigen, die den Tod eines Angehörigen oder Freundes zu beklagen hatten, das an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit stoßende medizinische und Pflegepersonal, die anonymen kleinen Gewerbetreibenden, die durch die Lockdowns auf der Strecke blieben, die Arbeitslosen, alle, jung oder alt, die mit ihren geänderten Lebensumständen nicht zurecht kamen und in Depression abglitten usw. Es hat den Anschein, dass wir froh sein müssen, dass dieses unsäglich schwierige Jahr, das uns so viel an Lasten und Leid auferlegt hat, endlich vorbei ist. Wenn uns jedoch nicht vom allzu Offensichtlichen beeinflussen lassen und genauer nachdenken, entdecken wir auch Positives im vergangenen Jahr: Wir sind noch einmal davongekommen! Trotz aller Widrigkeiten haben wir dieses Jahr überstanden, wenn auch vielleicht mit kleinen Blessuren. Wir leben noch – und das immer noch viel angenehmer als viele Menschen in anderen Erdteilen, die unter Hunger, Gewalt, Krieg zu leiden haben, die auf der Flucht vor menschenverachtenden Regimen sind, die sie an Leib und Leben bedrohten.

Wir sollten uns nicht beklagen, weil wir von uns ersehnte Reisen nicht unternehmen konnten, weil große Feiern untersagt waren, weil wir Masken tragen mussten. Wir sollten lieber dankbar sein, dass trotz der Pandemie vieles möglich war. Alles für das Leben Notwendige war immer vorhanden. Die mangelnden persönlichen Kontakte konnten wir mit dem Internet oder zumindest mit dem Handy überbrücken. Wir konnten lesen, fernsehen, basteln, spazieren gehen, sogar, wenn auch eingeschränkt, Sport betreiben.

Ich meine, wir sollen wirklich danke sagen für alles, was wir als so selbstverständlich ansehen, und für die kleinen Freuden, die uns das Jahr 2021 geschenkt hat!

 

Begrüßen wir das neue Jahr, blicken wir ihm voll Erwartung, nicht ängstlich sondern zuversichtlich entgegen. Was es bringen wird ist nur die Basis, es liegt an uns, die vor uns liegende Zeit zu gestalten!

1. Jänner 2022 ame

„Machen wir uns gemeinsam auf den Weg“

Im Jahr 2023 wird in Rom eine Bischofssynode zum Thema „Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Teilhabe und Sendung“ stattfinden. Österreichs Bischöfe haben in einer gemeinsamen Erklärung dazu aufgerufen, sich am weltkirchlichen synodalen Prozess zu beteiligen (Wort „Synode“ kommt aus dem Griechischen und heißt: gemeinsam gehen).
Frei nach dem Bibelzitat „Was willst du, dass ich dir tue?“ (Lk 18,41) sind alle Menschen des Burgenlandes dazu aufgerufen, gemeinsam mit der Kirche am Weg der Entwicklung mitzuwirken und sich Gedanken zu machen über die Fragen:
Was brauchst du, Burgenland?Was kann die Kirche dazu beitragen?Warum könnte das Burgenland derzeit auch gut ohne die Kirche leben?
„Machen wir uns gemeinsam auf den Weg“ (martinus.at)
„Brauchst DU die Kirche? Wann? Wo? Wozu? – Würde DIR was fehlen, gäbe es die Kirche in unserem Land nicht?“
Diese Frage stellte ich (15- bis 19-jährigen) Schülerinnen und Schülern im Religionsunterricht.Die Antworten waren ernüchternd, aber nicht überraschend (und wären bei Erwachsenen wahrscheinlich nicht viel anders ausgefallen). Die Anknüpfungspunkte der Kirche zum Leben der Jugendlichen beschränken sich meist auf:
Weihnachten, Ostern, Allerheiligen/Allerseelen, Erntedankfest, Fronleichnamsprozessionen Taufe, Erstkommunion, Firmung, Heiraten, Sterben/Begräbnis
Brauchen wir „die Kirche“ nur als Erhalter und Veranstalter, als Verschönerungsverein von (kirchlichen) Festen, Bräuchen und Traditionen?
Hat „die Kirche“ in unserer Gesellschaft, auch bei Christen, jegliche Relevanz zur persönlichen Meinungsbildung in gesellschaftlichen und politischen Fragen verloren?
Wie kommt es bei mir als Christ zur Meinungsbildung zu Themen wie Migration, Asyl, Gleichberechtigung (Geschlecht, Religion, Ethnie, LGBTQ, …), Umweltschutz, Corona-Impfung, soziale Gerechtigkeit usw.?
Wer oder was ist eigentlich „die Kirche“?
In der Dogmatischen Konstitution „Lumen gentium“ des Zweiten Vatikanischen Konzils wird Kirche als die Gemeinschaft der Gläubigen, als „Volk Gottes“ auf dem Weg durch die Zeit definiert.Die Frage „Was kann die Kirche dazu beitragen?“ müsste demnach heißen: „Was können wir, was kann ich dazu beitragen?“
Übrigens die Antwort einer Schülerin auf die Frage „Wozu brauchst DU die Kirche?“ lautete: Gemeinschaft (er)leben.
Diese Schülerin dürfte schon auf einem guten Weg sein.
1. November 2021
Martin Haas

Glaube, Gott und die Welt

Eines Tages stellte ich fest, dass mein Armband, das ich von meinen Kindern zum Muttertag geschenkt bekommen habe, fehlte. Ich suchte es in allen Winkeln unseres Hauses und im Garten, aber es blieb unauffindbar – wahrscheinlich habe ich es während der Gartenarbeit verloren. Dieses Armband war mir wichtig, nicht nur weil es ein Geschenk meiner Kinder war, sondern weil ich mich daran gewöhnt hatte, es öfters am Tag berührte und dabei an sie dachte. Nun war es nicht mehr da und mir fehlte etwas.

Wie oft kommt es im Leben vor, dass wir erst dann etwas vermissen, wenn es nicht mehr da ist – und zuvor haben wir es wenig, oder gar nicht beachtet. Materielle Dinge sind ersetzbar, aber wenn die Gesundheit fehlt, ist das ein viel stärkerer Einschnitt in unser Leben. Wir verschwenden keinen Gedanken daran, wenn es uns gut geht – die Gesundheit erachten wir meist als selbstverständlich.

Auch das Singen im Chor war fast schon zur Routine geworden, aber manchmal musste ich mich überwinden nach einem anstrengenden Arbeitstag zur Probe zu gehen. Doch während des gemeinsamen Gesanges hat sich der Stress gelegt und viele Probleme von selber gelöst. Man sagt ja: „Singen ist Balsam für die Seele“, oder „wer singt betet doppelt“. Und heute muss ich mir eingestehen, wie sehr ich dieses gemeinsame Singen und meine Chorfreunde vermisse.

Wenn etwas fehlt ist es nicht ganz, es ist nicht komplett, es klafft ein Loch, es bleibt eine Wunde. Was ist wenn der Glaube fehlt – der Glaube an Gott? In einem Gespräch hat mir jemand gesagt, dass der Glaube an Gott nur etwas für alte Menschen sei, quasi eine Beruhigungspille: „Wenn du stirbst wartet Gott im Himmel auf dich.“ Heißt das, um zu glauben muss man alt sein? Ist für junge Menschen der Glaube, der Besuch des

Gottesdienstes uncool? Junge Menschen gehen in Konzerte, um ihre IdoIe zu sehen und live zu erleben. Was ist in der Kirche anders? Muss sie attraktiver, aktionsreicher für die Jugendlichen werden? Für mich ist die Kirche ein Kraftplatz – meine Energiequelle. Interessant ist auch, dass viele Manager, aber auch junge Menschen nach einem Burnout, die Auszeit in einem Kloster für sich entdecken und dort bewusst die Ruhe und das Spirituelle suchen.

Ich denke, der Samen des Göttlichen ist in jedem von uns eingepflanzt. Beim Einen trägt er früher Früchte – beim Anderen später. Gott ist wie ein Gärtner, der nicht aufgibt. Er pflegt den Samen mit Sorgfalt, versorgt das zarte Pflänzchen mit Hingabe, sieht ihm beim Wachsen zu, beschützt und umhegt es liebevoll und geduldig. Er gibt uns nicht auf, so wie der Vater beim Gleichnis mit dem verlorenen Sohn. Einer der Söhne wollte die Welt sehen, sein Leben genießen bis er feststellen musste, dass ihn seine „Freunde“ verlassen hatten, als ihm das Geld ausgegangen war. Er kam zur Einsicht, dass es den Dienern im Hause seines Vaters besser erging, als ihm in dieser Situation, und er beschloss nach Hause zurückzukehren. Dort wurde er vom Vater mit offenen Armen, ja sogar mit einem Fest empfangen. Er hat begriffen, dass die Liebe seines Vaters niemals endet und er immer einen Platz in seinem Elternhaus haben wird.

Verlorengehen und Wiederfinden – Güte und Barmherzigkeit – Glaube und Vertrauen, fallen mir zu diesem Gleichnis ein.

Passt der Glaube an Gott noch in unser Weltbild? Ich meine ja, denn wenn ich die Welt um mich herum betrachte, die Natur, die Tiere, die Menschen – ist für mich offensichtlich, dass da nur eine höhere Macht im Spiel sein kann! Ich nenne sie Gott – und wie nennst du sie?

Mittlerweile habe ich zwei Armbänder von meinen Lieben geschenkt bekommen, eines mit einem Kreuz, ein zweites mit einem Herz – „Glaube und Liebe,“ wie wunderbar.

Ich habe sie an meinem Handgelenk und trage somit meinen Glauben, meine Liebe, in die Welt, und wenn ich dann noch in der Gemeinschaft singen darf, ist für mich alles perfekt.

Glaube, Gott, die Welt und wir – untrennbar miteinander verschmolzen – wie ein Regenbogen der sich vom Himmel auf die Erde spannt.